|
Frag mich nicht warum
|
|
|
Katharina Wiechert
|
Hand und Wort hast Du ergriffen, obwohl nur eines davon Dir gehörte – wenn überhaupt.
Wenn überhaupt, habe ich Dir das Wort geliehen, denke ich und zähle die Regentropfen, die in spärlichen Rinnsalen an den nachtblinden Fensterscheiben hinunterlaufen. Zunächst schnell, dann langsam – dann bleiben sie stehen und vereisen, wie ich. Wir sind weg. Während Du redest, die Hände erhebst, nur wenige Sekunden nach Deiner Stimme, rufst Du in mich hinein, siehst durch mich hindurch, weil ich nicht hier bin, während Du da stehst und meinen Namen brüllst. Aber das kannst Du ja nicht wissen und redest weiter, aber ich höre Dir nicht mehr zu. Ich liege am Strand und trinke 15 Zitronen, während das Wasser über meinen Körper strömt. Ich kratze nicht, ich beiße nicht, ich bin auch nicht da, niemals da, wo Du mich haben wolltest.
Deine Blicke deuten an, saugen sich fest, bedeuten mir gar nichts mehr. Während Du in mich eindringst, habe ich Welten vor Augen und Du meine bloße Hülle, die Du nicht einmal zu füllen versuchst. Nicht einmal für Dich oder den Moment. Eine Gewitterfront zieht auf und bringt kalte Meeresluft von der Nordsee bis zum Pazifik. Mir ist kalt, unendlich kalt, von Deinen zarten Händen, die mich wärmen müssen. Jetzt, nachdem Du Dir mich vorgenommen hast, nimmst Du Dich zurück. Gib mir Deine Hand, auch wenn sie mir nicht reicht! Nicht einmal in diesem kleinen Moment, der Zeit zwischen gerade und später. Das war früher anders, aber besser war es nicht.
|
|